Pause!
- rebeccakalina
- 22. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Juni
Pause vom stressigen Job. Pause von der morgendlichen Joggingrunde. Pause von Zucker. Pause von unnötigen Ausgaben. Pause von Alkohol und anderen Substanzen.
Die Vielfalt, und nicht nur die Verwendung des Wortes ist vielfältig, sondern auch die Empfindungen gegenüber diesem Begriff.
Sind Pausen aktiv oder passiv?
Sind selbst gewählte Pausen besser als vorgeschriebene oder sogar erzwungene Pausen?
Dienen Pausen zur Erholung oder ist es einfach ein Aussetzen der gerade getätigten Handlung?
Was ist eine Pause für mich? Was erwarte ich von einer Pause und wie sieht meine Realität aus?
Mit diesen und vielen weiteren Fragen habe ich mich die letzten Tage rund um dieses Thema beschäftigt. Zum einen war es das Hauptthema in unserer dritten Podcast-Folge «Kalina und Benitz» und zum anderen stecke ich gerade in der speziellsten Pause meines Lebens.
Ich hab mich also mit diesem Begriff und vor allem mit der Bedeutung für mich und meinem Umgang damit auseinandergesetzt. Und dafür liebe ich unseren eigenen Podcast – ich werde inspiriert Dinge zu hinterfragen, die im Alltag oft automatisch ablaufen und selten hinterfragt werden. Vielen Dank an dieser Stelle, an meine Podcast-Partnerin Elena, so gut dass wir das machen!
In der ehrlichen Reflektion mit mir selbst war mir relativ schnell klar, dass auch ich aus einer eher leistungsorientierten Familie stamme. Was ja per se nicht schlecht ist. Ehrlicherweise jedoch Pausen eher negativ konnotiert waren. Bekannte Sätze die wir wahrscheinlich alle kennen; «Nur wer leistet, darf sich eine Pause gönnen». «Wer Pause hat, ist faul und sieht die Arbeit nicht.» Und dabei spreche ich von einer Prägung, die bei Generationen vor mir, schon fest in den Köpfen verankert war - jetzt zum Glück immer mehr aufbricht.
Pausen machen und auf Körper oder eben auch Geist zu hören, ist nichts, was einem in der Schule beigebracht wird. Auch im Sport wurde ich eher über meine Grenzen gepusht, wie angehalten gesunde Pausen einzuhalten. Hinter diesem kleinen Wort scheint so viel mehr zu stecken und irgendwie alles andere als Entspannung und Regeneration – so wie in der Zielbeschreibung gemäss Duden.
Pausen und Work-Life Balance ist immer wieder mal ein Thema und doch scheinen wir immer mehr in Schieflage zu geraten. Scheinbar muss man zuerst sehr erfolgreich im Beruf sein und ordentlich Kohle am Handgelenk, unter dem Hintern oder auf dem Konto haben, bevor man sich dann überteuerte Pausen gönnt, in denen es zuletzt um Erholung geht.
Die sogenannte «Hustle-Culture» ist präsenter denn je.
Wenn ich in meiner Stadt junge Teenagerboys höre, wie sie versuchen mit allen Mitteln ihren alten Schulfreunden die neuste Goldgrube auf dem Investitionsmarkt zu verkaufen – läuft mir ein Schauder über den Rücken.
Getrieben und gehetzte Menschen, soweit das Auge reicht. Alle auf der Jagd nach dem grossen Erfolg und dem erhofften Glück daraus.
Warum zum Teufel scheinen die Zahlen der Menschen mit psychischen Problemen dagegen immer noch zu steigen? Warum ist es so normal geworden an Wochentagen bis zum Umfallen zu hustlen, um dann an den Wochenenden mit viel Betäubungsmitteln und noch mehr Ablenkung aufzuwarten?
Nein, die fehlenden Pausen allein sind definitiv nicht schuld. Aber wie gesagt, hinter den fehlenden Pausen steckt so viel mehr, wie nur übermüdete Gesichter, gestresste Seelen und fehlende Zeit mit den Liebsten.
Wieso nehmen sich dann so wenige Menschen Zeit wirklich Pause zu machen? Innezuhalten? Auszuhalten? Nichts zu tun?
Und by the way; Muss es etwas von den drei Begriffen denn überhaupt sein?
Was ist, wenn ich lieber aktiv meine Pausen gestalte und von A nach B renne? Wenn ich es liebe beschäftigt zu sein und überall gleichzeitig?
Und das war einer meiner Erkenntnisse – es gibt kein richtig oder falsch. Jedoch bin ich zum Schluss gekommen, dass es einige elementare Kriterien für Pausen geben sollte. An denen man sich orientieren kann, wenn man überhaupt keine Ahnung hat, welche Pausen man gerne selbst machen möchte. Wie so eine wirklich erholsame Pause aussehen sollte?
Deshalb hier meine Pausen-Kriterien – vielleicht wären sie für die Allgemeinheit auch nicht so verkehrt:
IMMER lieber früher eine Pause einlegen, als zu spät!
Ich fühle mich danach erfrischt/inspiriert/aufgeweckt/zufrieden/erholt!
Ich hatte Spass/Freude!
Die Menschen mit denen ich mich umgebe, zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht.
Natur hat immer den besseren Effekt wie in einen Bildschirm zu starren!
Eine kurze Pause ist grundsätzlich immer möglich!
Wenn Du deinem Verstand nicht glaubst – glaub deinem Körper, wenn er nach Pausen verlangt.
Fühlt Euch frei – Eure eigene Kriterienliste zu erstellen und achtet mal darauf, dass Eure Pausen diese Eckpunkte erfüllen. 😊
Aber nochmal zurück zu den möglichen Gründen, wieso Pausen so verpönt sind und der Erholung eher nachgehetzt wird.
Ich beobachte im Alltag, dass die Menschen sehr oft mit sich selbst beschäftigt sind und gar nicht so eine grosse Kapazität für die Bedürfnisse Anderer haben. Wenn sie nun aber mit sich beschäftigt sind und dabei Selbstfürsorge kein Thema ist – mit was sind sie dann beschäftigt? Und da, schliesst sich für mich der Kreis. Sie jagen Normen, Vorstellungen und Mythen nach, unterbrechen das Ganze kurz und nennen es dann Pause. An dieser Stelle ein kleiner Reminder an den Zustand der psychischen Gesundheit unserer Gesellschaft – und da stellt sich mir unausweichlich die Frage:
Beschäftigen sich solche Menschen in ihren Pausen wirklich mit ihrer Erholung? Beschäftigen sie sich mit Selbstfürsorge und setzen sich mit der Frage auseinander; «Was bedeutet für mich Pause und Erholung?» Oder werden sie auch in ihren Pausen von Vorgaben der Gesellschaft, dem Aussen geleitet?
Ich wage zu behaupten: Das "Aussen" ist viel dominanter! Die Pausen werden gefüllt mit ständigem Scrollen, Beschäftigungen, um sich fit zu halten und Terminen, um möglichst lange jung zu wirken. Eine Pause im Sinne von; innehalten, aushalten und einfach mal Gefühle hochkommen lassen – gönnen sich die Wenigsten.
Und ja, in unserem Podcast haben wir dies thematisiert; es ist kein angenehmer Prozess. Sich mit sich selbst auseinanderzusetzten, Dinge zu hinterfragen, sich selbst zu reflektieren und dies mit Fokus auf das Innenleben und nicht auf die Aussenwirkung – dass ertragen die Wenigsten. Man würde sich ehrlich und wahrhaftig begegnen müssen, unangenehme Fragen für sich beantworten und vielleicht Entscheidungen treffen müssen, die man im ersten Moment nicht möchte.
Dass sich diese Menschen dieser Vermeidungsstrategie bewusst sind, wage ich zu bezweifeln. Ich glaube aber auch, dass unsere Welt ein Stückchen besser wäre, wenn wir ehrlicher mit uns selbst wären, mutig genug danach zu handeln und uns dann Pausen zu nehmen, wenn wir sie brauchen. Und wir müssen sie uns nicht verdienen, niemand muss sie uns erlauben und schon gar nicht nach irgendwelchen gesellschaftlichen Normen gelebt werden.
Wenn Dir Sport keine Erholung gibt, dann quäl dich nicht! Wenn ein Buch lesen, keine Ruhe einkehren lässt, leg es weg!
Aber sei ehrlich zu Dir!
Ein Bier oder eine Tafel Schokolade lässt Dich vielleicht in dem Moment besser fühlen. Aber wenn Du dich danach nicht mehr so gut fühlst, dann war es die falsche Art Pause zu machen.
Dann sei bitte so mutig und beim nächsten Mal probierst Du etwas anderes aus! Wenn wir Pausen nicht für uns nehmen – tut es niemand!
Also gebt Acht auf Euch und seid mutig genug, euch Eure Pausen wann, wo und wie auch immer zu nehmen!
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